Yaron Shamir (Choreograf)

 

 

Nach vier Jahren als Offizier in der israelischen Armee reifte in Yaron Shamir die Erkenntnis, dass es bessere Wege gibt, als Probleme und Konflikte mit Gewalt und Disziplin zu lösen. Er folgte seinen künstlerischen Impulsen und entwickelte eigene Formen, persönliche und soziale Botschaften durch Bewegung, Tanz und Choreografie auszudrücken.

 

Bewegung ist für ihn eine Form, mit der er sich und die Realität um sich herum darstellen kann, ohne Worte dafür finden zu müssen. Seine Realität ist bestimmt durch Erfahrungen aus der Kindheit und den Herausforderungen der Gegenwart. Die Bewegungen des Körpers in einem begrenzten Raum, das Spiel mit Licht und Schatten reflektieren die Welt, wie er sie empfindet.

 

Er ist seit mehr als 20 Jahren als Bühnenkünstler aktiv. Anfangs als Tänzer, seit 2009 konzentriert er sich auf die Choreografie. Die ersten beiden eigenen Stücke, »There is love« und »Thin nice« fanden in Israel nationale Beachtung. International bekannt wurde er 2010 durch »Frozen«. Es folgten Einladungen zu Festivals und Wettbewerben nach Tel Aviv, Jerusalem, Kopenhagen, Zürich und Berlin, wo er seit 2011 auch lebt.

 

Kooperationen brachten Engagements als Gastchoreograf an der Staatsoper Hannover (»Into the Flash«, 2017) und beim Reutlinger Theater »Die Tonne« (»Dream.F.H«, 2018,). Unterstützt von der israelischen Botschaft entstand »Last Links«, 2014, und in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Korea die Produktion »UseYourName«, 2014.

 

Die Stücke haben immer einen persönlichen Hintergrund, sie reflektieren die Erfahrungen und Emotionen, mit denen er sich auseinandersetzen (muss). Manchmal steht er dafür selbst auf der Bühne, aber meistens erarbeitet er die Stücke mit Tänzer*innen und Schauspieler*innen, gibt ihnen seine choreografische Handschrift. Er bevorzugt es noch immer, Gefühle eher durch Bewegung auszudrücken als mit Worten.

 

Dass Worte oft nicht ausreichen, hat er in einem seiner letzten Projekte erlebt, für das er engagiert wurde. In dem Stück »Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck« waren ausschließlich Menschen mit Behinderung auf der Bühne. Das Thema: die gezielte Vernichtung von Menschen mit Behinderung während des Nationalsozialismus. Die Proben verliefen anders, als er es gewohnt war: Nichts war selbstverständlich, jedes Detail musste sehr genau beschrieben oder auch vorgemacht werden. Es war viel Geduld notwendig, er selbst lernte einen anderen Blick auf die Welt. Dieses Projekt war für ihn so prägend, dass er weitere Projekte mit Menschen mit Behinderung plant.

 

Yaron Shamir ist es wichtig, unterschiedlichen Menschen und unterschiedlichen Themen einen Raum auf der Bühne zu geben. Mal arbeitet er mit Tänzer*innen, die er schon oft engagiert hat, mal gibt er Workshops für Menschen, die er noch nie gesehen hat, und mal wird er für feste Ensembles engagiert, um dort eine neue Herangehens- und Arbeitsweise zu zeigen. So bekam er Auftragsarbeiten für große Tanzcompagnien (z.B. Ballett der Staatsoper Hannover), hat aber ebenso Freude an der Arbeit mit kleineren Gruppen. Die Einladungen werden sowohl von nationalen als auch internationalen Partnern und Bühnen ausgesprochen.

 

Homepage: https://shamiryaron.com/