Anna Karenina
nach Lew Tolstoi
aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
Was tun, wenn gegen alle Vernunft die große leidenschaftliche Liebe von einem Besitz ergreift und das Leben mit aller Macht aus seinen sicher geglaubten Geleisen drängt? Was vor allem, wenn diese Erfahrung eine schier unmögliche Entscheidung zwischen zwei gleichermaßen geliebten Menschen – Sohn und Geliebtem – erzwingt? Gibt es überhaupt eine Wahl zwischen dem gesellschaftlich geforderten Verrat an sich wie eben der Liebe selbst, zwischen Treueversprechen, Mutterliebe und der intensiven Anziehungskraft des neuen Partners? Während Titelheldin Anna von solcherart Fragen gequält wird, kämpft ihr ordnungsliebender Mann Alexej, ein hoch gestellter Staatsbeamter, mit dem gesellschaftlichen Desaster, den die bald kaum mehr übersehbare Verbindung seiner Frau zu Graf Wronski für ihn mit sich bringt und versucht gleichermaßen sie wie den gemeinsamen Sohn Serjoscha auf jeden Fall aber sich selbst vor dem unaufhaltsamen Skandal zu bewahren.
Fast hätte ihre vermeintliche Liebe zu eben jenem Wronski auch die junge Fürstentochter Kitty (deren Schwester unglücklich mit dem Bruder der Titelheldin verheiratet ist) um alles Lebensglück gebracht, doch letztlich findet sie noch mit ihrer eigentlichen Liebe, dem engagierten, reformbegeisterten Großgrundbesitzer Lewin (dessen Leben in mancherlei Hinsicht dem seines Autors ähnelt) zusammen.
Aus Sicht dieses glücklichen Paares werden in dieser Erzähltheaterfassung die breit gefächerten immer wieder mit einander verwobenen Erzählstränge aus Tolstois Roman über unterschiedliche Paarkonstellationen, diverse gesellschaftliche Entwicklungen, philosophische Überlegungen und politische Ereignisse neu aufgeknüpft und der reichhaltige Kosmos seiner facettenreich gezeichneten Figuren auf der Bühne belebt.
Regie/Ausstattung: Marion Schneider-Bast
Textfassung: Karen Schultze, Marion Schneider-Bast
Mit: David Liske, Chrysi Taoussanis
Premiere am 09.02.2016 / Tonnekeller
Dauer: ca. 90 min
...gelang nun das schier Unmögliche: die Geschichte in 90 min. zu erzählen, mit nur zwei Schauspielern! Damit sicherten sie sich erstmals eine Einladung zu den Privattheatertagen nach Hamburg. Das Publikum in den Kammerspielen konnten sie mit ihrer Version jedenfalls restlos überzeugen. — HAMBURGER ABENDBLATT, 22.06.17