Biedermann und die Brandstifter
Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch
Der wohlhabende Herr Biedermann sitzt in seinem Wohnzimmer und kommentiert empört die Zeitungsmeldungen von Feuersbrünsten und Brandstiftungen in seiner Stadt. Es klingelt an der Tür und ein gewisser Herr Schmitz bittet um Obdach auf seinem feuergefährlichen Boden. Dies kommt natürlich für Biedermann – in dieser Zeit! – überhaupt nicht in Frage. Schmidt weiß geschickt mit Schmeichelei das schlechte Gewissen des Großunternehmers zu manipulieren und als er an seine Humanität appelliert, schafft Biedermann es nicht mehr, ihm auszuweichen. Selbst als sich der Mitverschwörer von Schmitz, Herr Eisenmann, auf dem Dachboden mit einnistet, als Benzinfässer herangerollt und Zündschnüre angeschlossen werden, drückt Herr Biedermann die Augen zu und versucht die Fassade seines (scheinbar) unbefleckten bürgerlichen Daseins zu bewahren. Offen reden die Brandstifter mit ihm über ihr Vorhaben, Feuer zu legen.
Immer krampfhafter versucht Biedermann die sichtbar nahende Katastrophe zu kaschieren – vor sich selbst und vor seiner Familie. Die eindeutigen Zeichen und Aussagen der Hausierer tut er als scherzhaftes Parodieren aktueller Tagesthemen ab. Einerseits. Andererseits wird die Ambivalenz seiner Empfindungen deutlich, wenn er sagt: »Wenn ich sie anzeige, die beiden Gesellen, dann weiß ich, dass ich sie zu meinen Feinden mache. Was hast du davon! Ein Streichholz genügt, und unser Haus steht in Flammen. Was hast du davon? Wenn ich hinaufgehe und sie einlade – sofern sie meine Einladung annehmen... sind wir eben Freunde.«
Regie: Enrico Urbanek
Bühne: Hans-Günther Säbel
Kostüme: Ursel Winkler
Film: Jürgen Schroeder
Mit: Anja Kimmelmann, Gesche Picolin, Antony Connor, Augustinus von Loe, Carl-Herbert Braun, Enrico Urbanek
Technik/Inspizienz: Boris Gonzalez, Andreas Renken
Premiere am 22. September 2001