Der Tiger im Raum UA
Ein choreographisches Projekt von by accident
Schon in den 50er Jahren erkannten die Mitglieder der Situationistischen Internationale, dass die Zweckentfremdung eine Vielzahl ungeahnter Möglichkeiten zur Erweiterung unserer kulturellen Zeit- und Raumerfahrung bietet. Ganz ausgezeichnet eignen sich hierfür ihrer Meinung nach die kommerziellen Produkte der Filmindustrie.
Der Choreograph James Sutherland und die Medienkünstler Robert Eikmeyer und Thomas Rummel arbeiten schon länger als by accident im Grenzbereich von Tanz, Theater, Film und Performance. Ihr neues Projekt DER TIGER IM RAUM ist ein folgenreicher Austausch zwischen Stimmen und Bildern, Kino und Theater, Raum und Zeit, der zeigt, dass wir die Grenzen unserer kulturellen Räume spielerisch erweitern können. Was passiert, wenn bekannte Synchronsprecher, die normalerweise Bruce Willis oder Tom Hanks ihre Stimme leihen, ernsthaft über beschränkte Freiheiten in der Demokratie philosophieren oder Schauspieler des Reutlinger Theaters Die Tonne Ausschnitte aus Hollywoodfilmen live neu synchronisieren und z.B. James Stewart in dem Hitchcock-Klassiker Das Fenster zum Hof plötzlich buddhistische Weisheiten über den Schein der Welt von sich gibt. Können Martial-Arts-Kämpfer Wittgenstein-Sätze zitieren und Micky Maus Karl Marx? Marshall McLuhan und Doris Day?
Ein parodistisches Experiment, bei dem lauthals gelacht werden darf, das aber über die Situationskomik hinaus genug Anlass zum Nachdenken über unser kulturelles und politisches Selbstverständnis liefert.
Konzeption/Regie: James Sutherland
Konzeption/Text: Robert Eikmeyer
Konzeption/Schnitt: Thomas Rummel
Mit: Nadine Bohse, Silvan Kappeler, Romeo Meyer, Christiane Schoon
Premiere am 05. Oktober 2006