Fundevogel
von Ulrich Zaum
Was bleibt von einer großen, vielseitig begabten Künstlerin, wenn sie von den Zeitumständen in ein unbekanntes Land ins Exil gezwungen wird und sich zudem inmitten der Fremde noch den Zumutungen des Alters stellen muss?
Die in ihrer »Prinz von Theben«-Selbstinszenierung als Gesamtkunstwerk erscheinende Dichterin und Malerin Else Lasker-Schüler findet sich im Schweizer Exil wieder, wohin sie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten Hals über Kopf geflohen ist; d.h. sie findet sich konfrontiert mit behördlichen Auflagen, Einsamkeit, Unverständnis und Armut inmitten der beängstigenden Enge der hohen Berge so gar nicht wieder, fühlt sich vielmehr verloren und unverstanden. Was soll sie dort unter all den Unbekannten, zumal, wenn sie nicht als politisch Verfolgte, sondern lediglich als Wirtschaftsflüchtling angesehen wird? Wie soll sie Geld zum Leben verdienen, wenn man ihr keine Chance gibt, ihre Texte und Bilder zu verkaufen? Was bleibt ihr da noch, als sich in die schönen Scheinwelten der Vergangenheit zu flüchten, von ihren Lieben, allen voran ihrem früh verstorbenen Sohn, zu träumen, aber auch von der längst zerschlagenen Künstlerszene Berlins, in der sie so aktiv wie exzentrisch mitgewirkt und die sie mit vielen Facetten selbst bereichert hatte.
Regie: Enrico Urbanek
Mit: Kathrin Becker und Seyyah Inal
Dauer: ca. 65 min (keine Pause)