Grieshabers letzter Ritt UA

Kammerspiel für drei Personen von Anna Kathrin Kleeberg und Eric van der Zwaag

 

Der Maler und große Sohn der Stadt Reutlingen HAP Grieshaber wäre 2009 hundert Jahre alt geworden. In seiner Jubiläumsspielzeit ehrt ihn das Theater Reutlingen Die Tonne, an dessen Gründung der bedeutende Künstler maßgeblich beteiligt war, mit einer Uraufführung.

 

Die Biografie Grieshabers bietet ein Arsenal an Krisen und Konflikten. Das ist der Stoff, mit dem Theaterstücke an Leben gewinnen; jenes Material, das den Darsteller in seiner oft zweifelhaften Arbeit animiert. Das theatrale Brennglas wird angesetzt: an einem der unzähligen Briefwechsel, am interkulturellen Dialog DDR - BRD; an seinen vielfältigen Auf- und Widerständen. Alles markieren. Alles löschen. Sinnvoll anzusetzen wäre vielleicht dort, wo Grieshaber dauerhaft auf schöpfungsreichen Widerstand gestoßen ist: am Holz selbst. Kein Künstler des vergangenen Jahrhunderts hat sich so schonungslos und radikal einem so eigenwilligen Werkstoff ausgeliefert. Jede noch so kleine Geste, lose Mine auf der Szene läuft Gefahr, solche Schonungslosigkeit in Belanglosigkeit zu verwandeln, der gebildeten Kunst Grieshabers nicht gerecht zu werden.

 

Das Kammerspiel GRIESHABERS LETZTER RITT beginnt mit einer Auferstehung. Der Auferstandene erinnert sich, wird mit den Gesichtern des Krieges konfrontiert. Er wird einer Lobeshymne auf sein Werk ausgesetzt, wird installiert auf einem verlassenen Thron. Anschließend installiert er sich selbst in der Rolle des Lehrmeisters. Engherzigkeit führt zum Kollaps. Die Frage nach dem der Kunst innewohnenden Wert begleitet jede dieser Szenen. Was aber geschieht, wenn die Bereitschaft zu lesen, zu betrachten, zu schauen - ausstirbt; wenn die Bereitschaft und die Fähigkeit etwas ruhendes mit eigenem Leben zu erfüllen gestorben ist?

 

Mit HAP Grieshaber begegnen wir dem männlichen Urbild des Künstlers. In der letzten Szene von GRIESHABERS LETZTER RITT beseitigt sich die über die Dauer unserer Aufführung auferstandene Person. Was bleibt ist das Werk.

 

Regie/Ausstattung: Anna Kathrin Kleeberg

Choreografie: Yvonne Lachmann

Mit: Galina Freund, Charles Lemming und Eric van der Zwaag

 

Premiere am 12. Februar 2009

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