4.48 Psychose
von Sarah Kane
aus dem Englischen von Durs Grünbein
4.48 PSYCHOSE erzählt in Fragmenten den verzweifelten Zustand eines Menschen, der keine Anhaltspunkte mehr im Leben finden kann. Es ist die aussichtslose, aber gleichzeitig in manchen Momenten sich selbst ironisch kommentierende Stimme, die kein Lichtpunkt sieht, und sterben will. Die glasklar weiß, wie der Augenblick des Todes, des Selbstmords sein wird: die Erlösung um 4 Uhr 48. Ein extremer Zustand, der über die Grenzen der Sprache hinausgeht...
Es ist aber auch der Aufruf von jemand, der leben will und eine Stringenz, eine Nähe zum eigenen Ich sucht. Der sich nach Geborgenheit und Liebe sehnt und der versucht, sich einen Weg aus der Isolation und Ausweglosigkeit des eigenen Bewusstein zu bahnen, um eine Brücke zur Außenwelt zu schlagen. Sarah Kanes eindringlich dramatische Stimme, ihre Sprachbilder, Poesie und offene Form lässt einen selbst in den Spiegel sehen.
Sarah Kane (1971-1999) in Essex, England, geboren, zählt zu den wichtigsten und häufig gespielten Dramatikerinnen der Gegenwart. In Deutschland wurde sie zwei mal hintereinander, 1999 und 2000, zur besten ausländischen Theaterautorin des Jahres gewählt. Obwohl sie nur wenige Stücke geschrieben hat (5 Theaterstücke), war sie bereits nach ihrem Debüt 1995 eine sehr umstrittene Dramatikerin. Viele Kritiker zerrissen ihre Stücke, aber ältere Kollegen, wie Harold Pinter und Edward Bond, auch zwei ihrer Idole, verteidigten sie und lobten ihre dramatische Kraft und ihre junge, direkte und unpolierte Stimme. Ihre Stücke erzählen von Gewalt und Liebe, Einsamkeit und der Sehnsucht nach Nähe.
Sarah Kane hat sich 1999 im Alter von 28 Jahren das Leben genommen. Ein Jahr später kam 4.48 PSYCHOSE am 23. Juni 2000 am Royal Court Jerwood Theatre, London zur Uraufführung. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 7. November 2001 an den Münchner Kammerspielen statt. Die übrigen Stücke von Sarah Kane sind ZERBOMBT (1995), PHAIDRAS LIEBE (1996), GESÄUBERT (1998) und GIER (1998).
Regie/Ausstattung: Mari Moén
Kostüm: Ursel Winkler
Mit: Sabine Hollweck
Technik/Inspizienz: Boris Gonzalez, Christoph Henning und Andreas Renken
Premiere am 31. Oktober 2002