Judas verteidigt sich

von Paul Claudel

aus dem Französischen von Edwin Maria Landau

 

Jeder kennt Judas. Einer der zwölf Apostel Jesus und der Mann, der ihn für Geld verriet. Aber wer war Judas Iskariot wirklich? War er nur Verräter aus niederen Beweggründen? Oder ein Märtyrer mit umgekehrtem Vorzeichen, der sich für das »Erfüllen der Schrift« geopfert hat? Ein sozialer Rebell, der auf den Umsturz hoffte? Ein enttäuschter Idealist? Oder aber...?

 

Ausgangspunkt dieser biographischen Spurensuche ist die Verteidigungsrede des Judas in der Version des Dichters Paul Claudel. Das Stück versucht sich dieser vieldeutigen Figur unter mehreren Aspekten anzunähern und den Judas für uns heute als Menschen greifbar zu machen.

 

Bereits in diesem Frühwerk (»Goldhaupt«) lassen sich deutlich zwei Wesenszüge der Claudelschen Dramatik erkennen: einmal, den Menschen in seiner Vielgestaltigkeit zu zeigen, wie er dies vor allem nach seinen eigenen Worten bei Dostojewskij gelernt hat, den Menschen, der sich angesichts der ihm entgegentretenden Umstände wandelt und plötzlich bis dahin ungeahnte Fähigkeiten in sich entdeckt. Und zum andern die mit unerhörtem Geschick bis zur Mimikri gemeisterte Fähigkeit, sich selbst, oder bestimmte Seiten seines Wesens in verschiedenen Gestalten ein – und desselben Stückes zugleich sichtbar zu machen. So ist es nicht abwegig, im Fahnenflüchtigen (einer Figur aus »Goldhaupt«) ein Stück Claudel, oder eine Phase aus seinem Leben abbildlich erkennen zu wollen, den Claudel nämlich, der seinen Glauben abgestreift und verleugnet hat, mit aller ihm eigenen Vehemenz. Wie ein Fahnenflüchtiger in sich das Bild, dem er untreu geworden ist, auszutilgen sucht, so schlägt er hier seinen Glauben ans Kreuz, nagelt ihn an. Aus CLAUDEL – DIE DRAMEN von E. M. Landau

 

Regie: Carl-Herbert Braun

Mit: Thilo Prothmann

 

Premiere am 16. November 2002

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