Das Kammerspiel UA

Monolog für eine Frau von Daniel Call

 

Wie kann das Leben nach dem Holocaust weitergehen? Wie kann eine Überlebende das Grauen verarbeiten; wie Weiterleben, wo sie doch um ein Haar selbst zu all den Toten gehörte, den geliebten Mann, mit dem sich so trefflich streiten ließ, und den kleinen Sohn unter ihnen weiß? Wie mit den Schreckensbildern im Kopf, mit dem nie zu vergessenden Blick in die Abgründe menschlicher Seelen den Alltag im Exil gestalten? Darf man sich an Kleinigkeiten freuen und kann man das überhaupt noch?

 

Eine in Manhattan angekommene Jüdin, die das KZ als dienstbare Helferin bei der Ausplünderung der Ermordeten überlebt hat, erzählt von ihrem Leben, lieber vom Jetzt als der Vergangenheit -doch die holt sie immer wieder ein, mehr als ihr lieb ist. In häufig abschweifenden Gedankenketten, in deren Form sich ihre seelischen Verwundungen durch das Erlebte spiegeln, berichtet sie von den grausamen Abläufen, der abgezirkelten Maschinerie des Lagerlebens, um dann über ihre unbedarfte Freundin, die früher den Weg nach Amerika genommen hatte und der es dementsprechend leichter gelang, die Vergangenheit abzustreifen, zu plaudern wie von Filmstars und Kinobesuchen, von Moden und Wünschen und dem Leben wie es eigentlich sein könnte – wenn da nicht diese Assoziationen wären.

 

Inniger, inspirierender – doch leider eben nur virtueller – Adressat ist Moshe, ihr von den Nazis ermordeter Mann, dem sie ihre Gedanken zum überlebten Horror, ihre Gefühle und Überlebensstrategien Jahre nach der Befreiung, ihre Zukunftspläne wie den neusten Klatsch anvertraut.

 

Regie/Ausstattung: Daniel Call

Mit: Yvonne Lachmann

 

Premiere am 07. Oktober 2010

Dauer: ca. 70 Min. (keine Pause)

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