Michael Kohlhaas

von Heinrich von Kleist

 

In seiner mehrfach dramatisierten Novelle MICHAEL KOHLHAAS weist Heinrich von Kleist den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher und individueller Gewalt auf. Darf sich der Einzelne, wenn ihm die Willkür der Autoritäten widerfährt, von den Gesetzen lossagen und für sein Recht streiten? Worauf fußt dieses Recht? Mit welchen Mitteln darf man es erkämpfen?

 

Auf dem Weg nach Sachsen wird der Rosshändler Kohlhaas 1532 von dem Junker Wenzel von Tronka an der Grenze widerrechtlich aufgehalten. Weil er keinen Passierschein vorweisen kann, muss er seine Rappen als Pfand hinterlassen. Als er seine Pferde wieder abholen möchte, findet er sie vollkommen verwahrlost vor. Zuhause stellt er fest, dass sein Knecht Herse von den Bedienten des Junkers übelst zugerichtet worden ist. Nach genauer Erkundigung und Prüfung des Geschehenen, verklagt Kohlhaas den Junker beim Gericht auf Wiederauffütterung der Rappen und Erstattung der Krankenkosten für Herse. Doch keine Instanz will ihm Recht verschaffen. Die korrumpierte Verstrickung von Justiz und Junkertum lässt Kohlhaas in seiner Beharrung auf Gerechtigkeit scheitern. Als er seine Frau mit einem Gesuch um Unterstützung zum Kurfürsten schickt, wird sie erschlagen. Kohlhaas fordert nun Rache. Blind vor Wut brennt er das Schloß des Junkers nieder, erobert Wittenberg und beseitigt gleich das ganze System. Sein Triumph ist jedoch nur von kurzer Dauer...

 

Heinrich von Kleist (1777-1811) wurde in Frankfurt an der Oder in einer preußischen Offiziersfamilie geboren. Von der Familie zur Offizierslaufbahn ausersehen, entzog sich der musisch und literarisch interessierte Kleist sehr bald dem soldatischen Leben. Er studierte einige Semester Volkswirtschaft und Philosophie. Von seiner inneren Unruhe getrieben unternahm er verschiedene Reisen kreuz und quer durch Europa. Da seine literarische Werke ihm seit Lebens nicht finanziell absichern konnten – und auch nicht die Unterstützung durch seine Schwester und Freunde – versuchte sich Kleist immer wieder in verschiedenen (mitunter auch dubiosen) Berufen, u.a.: 1801 eine Hospitanz in der Technischen Deputation des Manufaktur-Kollegiums, 1802 lebte er einige Monate auf einem Bauernhof in der Schweiz, hatte 1805 eine Anstellung als Beamter im Finanzdepartement in Königsberg und gab zwischen 1808 und 1810 als Redakteur die (kurzlebigen) Zeitschriften »Phöbus« und »Berliner Abendblätter« heraus. 1811 schied Kleist freiwillig aus dem Leben. Außer seinen Novellen und Erzählungen, darunter auch MICHAEL KOHLHAAS»Michael Kohlhaas«, DAS BETTELWEIB VON LOCARNO, DER FINDLING, und DIE MARQUISE VON O..., verfasste Kleist acht Dramen. 1803 erschien sein erstes Stück DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN. Zu seinen Lebzeiten wurden nur zwei seiner Stücke aufgeführt: DER ZERBROCHENE KRUG, von Goethe in Weimar, ohne Erfolg und DAS KÄTHCHEN VON HEILBRONN an Theater an der Wien. Gerade die Unbedingtheit des Gefühls der zentralen Figuren in Kleists Stücke, wie unter anderem PENTHESILEA, PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG und AMPHITRYON besitzen große Anziehungskraft und reizen immer in ihrer Aktualität zu neuen Interpretationsansätzen.

 

Regie/Ausstattung: Steffen Kaiser

Eingerichtet von Uwe Hübner und Rudolf Koloc

Mit: Guido Bayer, Carl-Herbert Braun, Sabine Hollweck, Gesche Picolin, Thilo Prothmann, Arik Benjamin Seils

 

Premiere am 26. September 2002

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