Monospektakel III
Solo-Festival
Wie viele faszinierende Möglichkeiten es für einen einzelnen Spieler auf der Bühne gibt, einen ganzen Kosmos zu erschaffen, eine berührende Geschichte zu erzählen, alle Facetten seiner Kunst auszuspielen, sein Publikum zu begeistern, zeigt diese komprimierte Auswahl aus der Bandbreite derzeit im deutschsprachigen Raum gespielter Monologe. Nach dem großen Erfolg der beiden letzten Jahre, gibt es in dieser Spielzeit wieder eine Neuauflage mit völlig anderen eindrucksvollen Solostücken unterschiedlicher Theater.
25.01. – 07.02.2013
PLANIE 22 und SPITALHOF
Programm:
25.01. Der Umwegmacher von Meyer & Kowski
Referent Bernhard Druber begibt sich auf die Spuren eines Mannes, der vor acht Jahren in einen Zug stieg und seitdem unerkannt kreuz und quer durch Europa fährt, ohne einen Bahnhof je durch den Haupteingang verlassen zu haben. Beim Versuch diesen Umwegmacher aufzuspüren, verschwimmen die Identitätsgrenzen des Jägers und des Gejagten, der Vortrag gerät mehr und mehr zur philosophischen Betrachtung des Wesens des Unterwegsseins und der unerklärlichen Begeisterung für eine Sache, der man sein ganzes Leben opfert. Wie Druber selbst sagt: »So ist es oft, nicht? Etwas verzehrt einen, man lässt sich vollkommen einnehmen, man gibt sich der Sache hin mit einer bis dahin nicht für möglich zu haltenden Leidenschaft und was passiert? Es setzt sich auf einen drauf wie ein großer, alter Vogel.«
Regie: Marc von Henning
Ausstattung: Silke Herter
Film: Michael Carstens
Mit: Thomas Klees
29.01. Braveheart nach dem gleichnamigen Film
Ein Stück über Freiheit, Liebe und den Mut zum Widerstand auch gegen übermächtig erscheinende Gegner: Protagonist des Stückes ist ein Filmvorführer, der sein geliebtes kleines Highland Cinema gegen die Übernahme durch eine große Filmkette verteidigt.„Erst Werbung, dann Braveheart", so verliefen seine letzten zehn Jahre. Doch Dienstagabend versagt plötzlich der Projektor! Beherzt entschließt sich der Filmvorführer deshalb, sein Publikum nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu schicken, sondern das berühmte Film-Helden-Epos in komischer Verzweiflung und heiligem Eifer nachzuerzählen: Er schlüpft in die Rolle des jungen William Wallace, er spielt den antiautoritären Onkel und verkörpert ebenso den englischen Widersacher, König Edward I., einen an Keuchhusten leidenden Giftzwerg.
Regie: Alice Buddeberg
Mit: Bernhard Dechant
31.01. Premiere Die Regeln der Lebenskunst in der modernen Gesellschaft von Jean-Luc Lagarce
Es gibt ein Buch, dieses Buch regelt alles, unter allen Umständen gibt es alles vor, es schlägt eine Lösung vor für alle Momente des Lebens, es richtet ein und versichert. Es ist ein allumfassendes Buch. Es erklärt, wie man geboren wird, wie man vom ersten Tag an perfekt mit der Welt harmoniert, auch, wie man, konfrontiert mit der Geburt anderer, sich nicht einen Ausrutscher leistet.(...) Die Dame liest dieses Buch. Sie nennt die Sitten, die Bräuche, den Benimm, die Regeln, den Anstand, die Etikette, das Protokoll, die Empfehlungen, den Ton, die Regel. Jean-Luc Lagarce, 1994 über DIE REGELN DER LEBENSKUNST...Laut Heiner Müller ist Hoffnung ein Mangel an Information. Die Dame, gespielt von Eric van der Zwaag, beseitigt diesen Mangel gründlich. Sie beantwortet alle Fragen des menschlichen Zusammenlebens. Damit ist nicht zu spaßen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Regie: Anke Bußmann
Mit: Eric van der Zwaag
01.02. Plattschuss. Puppentheater frei nach Carl Maria von Webers FREISCHÜTZ
Mit dieser gründlich entstaubten Version der Volksoper DER FREISCHÜTZ von Carl Maria von Weber entführt das Theater Gugelhupf in die Welt, in der die Männer noch ihre Traditionen pflegen, in der der Schütze mit Ruhm und der Hand der Försterstochter belohnt wird und in der auch, wenn es sein muss, die Seele dem Teufel verkauft wird. In eine Welt, in der die Frauen, Opfer dieser Traditionen, durch ihre Tugenden Glaube, Liebe und Treue alles doch noch zum Guten wenden. Das Stück lebt von der Musik: hier von der dramatischen Musik Webers, den Volksliedern, die jeder kennt, und dort vom Blues von Kräuter; kein Gegensatz, sondern Mittel, die Oper wieder ursprünglich zu gestalten. Und wenn in der Wolfsschlucht, in der schaurig-schönen Gewitternacht, der Teufel selbst die Freikugeln gießt, die Musik uns aufwühlt, hält selbst der abgebrühteste Zuschauer den Atem an.
Regie: Friederike Krahl
Mit: Frieder Kräuter
02.02. Premiere Würden Sie meine Schmerzen mit mir teilen? [UA]. Ein hypochondrischer Angstmonolog von Joachim Zelter
Auf höchstem literarischen Niveau wird die Geschichte eines Angsttraumtänzers erzählt, theatralisch treffsicher in der Situationskomik und mit der nötigen Tiefe und Ernsthaftigkeit, die dieses Thema verdient – eine Gratwanderung, die Menschen mit Angststörungen nicht unbekannt ist.Mit meisterhaftem Gespür dringt Joachim Zelter in die Welt seines Krankenhelden ein, zeichnet ihn als liebenswerten Antihelden, Klinikneurotiker und Hypochonder im fortgeschrittenen Stadium – Wiedergänger von Molières eingebildetem Kranken und zugleich Protagonisten der menschlichsten aller menschlichen Schwächen: der Angst. Dem Tübinger Autor Joachim Zelter ist ein brillanter Monolog gelungen, der uns berührt und der uns auch lachen lässt. Der Tübinger Schauspieler Oliver Moumouris steigt in die Wechselbäder zwischen Angst und Zuversicht leidenschaftlich ein.Schon mein Großvater hatte Angst vor Ärzten. Nie besuchte er einen Arzt, ein Krankenhaus, nicht einmal Freunde im Krankenhaus ... Alles Ärztliche wies er von sich mit den Worten: Er lasse sich doch nicht zu Tode therapieren. Bei einer Wanderung erlitt er während einer Rast einen Schwächeanfall. Er wurde ohnmächtig. Passanten riefen einen Krankenwagen. Die Sirenen des Notarztwagens waren schon zu hören, da richtete er sich auf und rief mir zu: Halte sie auf! aus WÜRDEN SIE MEINE SCHMERZEN...
Mit: Oliver Moumouris
Regie: Petra Afonin
03.02. Covergirl. Wie Lynndie England dazu kam, das böse Amerika zu verkörpern
Ein eindrücklicher Theaterabend zwischen Dokumentation und Fiktion, innerem Monolog und Kabarett über die amerikanische Soldatin Lynndie England, deren Fotos mit gedemütigten Kriegsgefangenen aus dem irakischen Militärgefängnis von Abu Ghraib sich ins kollektive Gedächtnis unserer Zeit gebrannt haben. Wer ist diese Frau, die mit 20 Jahren zum Kriegseinsatz in den Irak abkommandiert wurde und wie kann sie mit dieser schrecklichen Art von Popularität noch ein normales Leben führen? Waren diese auf den Fotos überlieferten Folterungen und Demütigungen nur die Exzesse ein paar durchgeknallter Einzeltäter? Oder waren sie von höherer Stelle angewiesen? Geduldet?Auf makabre, aber behutsame und sogar humorvolle Weise wird aus dem Leben einer jungen Frau erzählt, die Täterin und Opfer zugleich ist und gleichzeitig verdeutlicht, was der ganz normale Krieg aus ganz normalen Menschen macht. …äußerst dichte Atmosphäre …, in der Medienbilder, Träume und Wünsche einer jungen Frau das Gefühl einer nicht selbstgewählten Wirklichkeit zurücklassen. Wiener Zeitung
Regie: Barbara Herold
Mit: Maria Fliri
07.02. Premiere Das Produkt von Mark Ravenhill
In dieser Parodie auf die Medienbranche und Unterhaltungsindustrie versucht ein ambitionierter Filmregisseur einer potentiellen Hauptdarstellerin die ihr in seinem neusten Film zugedachte Rolle schmackhaft zu machen und sie davon zu überzeugen, dass genau sie die Richtige dafür wäre. Während er doch vehement seinen intellektuellen Anspruch betont, bedeutende Referenzen aufweist, seine politischen Aussagen zu Terror, Islam und was es da noch an Schlagworten gibt, die er alle in diesem Film verarbeiten will, herausstellt, redet er sich immer mehr in Fahrt, schildert Actionszenen, schwärmt von großen Gefühlen, erzählt von Sex and crime. Jede einzelne Szene des immer abstruser werdenden Plots malt er intensiv und begeistert aus und stellt ihr diese höchst zweifelhafte Rolle als große Kunst und Erfolgsgarant für ihre Karriere vor.
Regie: Enrico Urbanek
Mit: Benjamin Hille
Das MONOSPEKTAKEL ist ein Erfolgskonzept. Das Publikum war ziemlich begeistert, die Strategie ging gänzlich auf. Zeit für eine Neuauflage. − GEA 20.01.2012