Passion
Eine szenisch-musikalische Lesung
Nach den beiden letzten Projekten zum Passionsgeschehen, bei denen zum einen in der Baustelle der Reutlinger Stadthalle, zum anderen im Innenhof des Tübinger Stifts die Jünger und das Abendmahl im Mittelpunkt standen, wendet sich das Theaterteam in diesem Jahr in der Reutlinger Katharinenkirche bei seiner neugierig assoziativen Erkundung der Passion eher den Randfiguren zu, die musikalisch wie in einer szenischen Lesung als Personen greifbar werden, lebendig und emotional hervortreten. Da die Katharinenkirche in ihrer reichen Bildlichkeit für sich spricht, wird neben fokussierender Lichttechnik auf Projektionen, die in den letzten Jahren eine wichtige Rolle spielten, verzichtet. Dafür kommt dem Text, größtenteils Ausschnitten aus Luise Rinsers »Mirjam«, eine große Bedeutung zu. Maria Magdalena, aus deren Perspektive der Roman geschrieben ist, begleitet darin Jesus als Jüngerin bis zuletzt und darüber hinaus. Sie schildert ihre Erlebnisse vom letzten Abendmahl über die Gefangennahme, die Verhöre bis zur Kreuzigung aus ihrer Sicht, versucht das Unergründliche in Jesus´ Handeln und Denkens zu verstehen und das für sie Unfassbare einzuordnen. Ähnlich ergeht es Maria, Jesus Mutter, die den Kreuzestod ihres Sohnes miterleben muss und deren Schmerz und gleichzeitig Zuversicht wie Wissen um die Notwendigkeit in Pergolesis „Stabat Mater“, das im Wechsel mit den Textpassagen fast vollständig in barocker Besetzung dargeboten wird, musikalisch wunderbar eindrücklich dargestellt sind.
Als intensive Annäherung an die existentielle Geschichte des Christentums, die nicht nur die Jesus nahestehenden Frauen menschlich hervortreten lässt, sondern auch versucht, die Beweggründe der Herrschenden zu verstehen und den Motor des Geschehens zu offenbaren.
Konzept: Enrico Urbanek
MusikalischeLeitung: Ulrike Härter, Petra Marianowski
Szenische Lesung: Alfhild Karle, Chrysi Taoussanis, Enrico Urbanek
Musik: Nick Leist (Sopran), Thomas Haas (Sopran), Ulrike Härter (Sopran), Adelheid Krohn-Grimberghe (Alt), Petra Marianowski (Cembalo), Ricarda Hornych (Theorbe), Anna Scholl (Orgel)
Premiere am 17.04.2014