Schiller.1

RÄUBER | FIESCO | KABALE | CARLOS | STUART

vom Friedrich Schiller

Eröffnungsproduktion des neuen Spielortes Planie 22

 

SCHILLER.1 – das ist ein Streifzug durch das (Jugend-)Werk Schillers. Die Stücke RÄUBER, KABALE, FIESCO, CARLOS und STUART werden in komprimierter Form hintereinander geschaltet und zueinander in Beziehung gesetzt. So entstehen überraschend neue Lebenslinien. Karl Moor wird zu Ferdinand, geht über in Don Carlos und erleidet schließlich Leicesters Ende: alles gespielt von ein und demselben Schauspieler! Ebenfalls wird zum Beispiel gezeigt, wie sich eine Luise aus KABALE UND LIEBE bis zur Herrscherin Elisabeth – der Kontrahentin Maria Stuarts – entwickeln kann. So entstehen ganz neue Bezüge und ungewohnte Spiegelungen innerhalb der Stückfiguren, die am Ende wie zu einer Person, einem Charakter werden. Dieser Abend für acht Schauspielerinnen und Schauspieler stellt Väter und Söhne, Verliebte und Verrückte, Rebellen und Despoten einander gegenüber. Er erzählt dabei wesentliches über den Menschen hinter den Bühnengestalten: Friedrich Schiller... ohne jedoch seine spannenden Geschichten aus den Augen zu verlieren!

 

Der Regisseur Marcus Lachmann über seine erste Begegnung mit Friedrich Schiller:

Meine Mutter erzählte mir oft Geschichten. Geschichten von Zauberern und Teufeln, von Prinzessinnen und bösen Feen. Am spannendsten fand ich die Geschichten, die eigentlich für Erwachsene erfunden waren und die meine Großeltern in ihrem langen Theaterleben auf den verschiedensten Brettern, die die Welt bedeuten, gespielt hatten. Zum Beispiel die vom bösen und hässlichen Franz, der seinen guten Bruder Karl als Räuber in die böhmischen Wälder treibt, oder die der kalten und hartherzigen englischen Königin Elisabeth, die ihre schwesterliche Rivalin, die schöne Maria aus Schottland, aufs Schafott schickt. Dies waren meine ersten Begegnungen mit Schiller. Wenig später entdeckte ich dann die Werke jenes Friedrich Schiller im väterlichen Bücherschrank. Mein Lieblingswerk wurde MARIA STUART, und da es sich ja um ein Theaterstück handelt, entstand die Idee, das Drama zur Aufführung zu bringen. Kulissen wurden gepinselt, Kostüme genäht, mein Stofftierzoo zum Ensemble erklärt, und so mussten Rehkitz und Steinbock, eingehüllt in roten und schwarzen Taft, als Königinnen über den häuslichen Esstisch hüpfen.

 

Einige Jahre vergingen. Vom pubertierenden Jüngling hatte ich mich zum erwachsenen Schauspieler entwickelt, und es war wieder Schiller, der mir zum prägenden Erlebnis meiner Darstellerlaufbahn verhalf. Hans Günther Heyme eröffnete seine Ära am Stuttgarter Staatstheater mit DON CARLOS, und ich durfte den Posa spielen. Ich habe danach keine Arbeit mehr erlebt, die soviel Emotionalität auslöste, wie diese Inszenierung damals in Stuttgart. Bis heute ist für mich Schiller der wichtigste, vielleicht auch größte Dramatiker deutscher Sprache geblieben. Durch meine kontinuierliche Beschäftigung über viele Jahre entstand die Idee, einen Teil des Schillerschen Werks irgendwann als Zyklus auf die Bühne zu bringen. Denn es scheinen sich bestimmte Figuren, Situationen und Konstellationen in den verschiedenen Stücken zu wiederholen…

 

DIE RÄUBER, FIESCO, KABALE UND LIEBE, DON CARLOS und MARIA STUART – das sind die Texte, die es derzeit für mich, und später für die Schauspieler zu erforschen gilt. Was, zum Beispiel, passiert, wenn man Karl und Franz, wenn man Ferdinand, Carlos und Leicester von einem Schauspieler spielen lässt? Plötzlich scheint dieses Figurenarsenal zu einem Charakter zusammenzufließen: So entstehen Besetzungskonstellationen, verschwinden Rollen und Szenen, und am Ende, so hoffe ich, steht ein Gefühl für den Menschen Schiller, seine psychologische Entwicklung.

 

Die Essenz des einen Textes aus der Spiegelung mit dem anderen neu zu fassen- das ist der Reiz für den Zuschauer, der mit Schiller vertraut ist. Und für alle anderen werden einfach vier spannende Geschichten erzählt, so dicht und komprimiert, wie meine Mutter mir den Weg zum Schillerschen Werk vor vielen Jahren eröffnet hat.

 

SCHILLER.1 wurde jeweils in zwei Teilen gespielt: Mittwoch die erste Hälfte, diese Vorstellung bestand aus den Teilen RÄUBER, FIESCO und KABALE; Donnerstag die zweite Hälfte, die die Teile CARLOS und STUART umfasste.

 

Am Freitag und Samstag gab es SCHILLER.1 komplett, d.h. alle Stücke werden dann (inklusive mehrerer Pausen) hintereinander gespielt: RÄUBER, FIESCO, KABALE, CARLOS und STUART. Wegen der Gesamtlänge (circa 4 Stunden) wurde der Vorstellungsbeginn an diesen Tagen bereits um 18 Uhr angesetzt.

 

In den Pausen dieses Schiller-Marathons wurden den Zuschauern Getränke und eine kleine Stärkung angeboten, die im Eintrittspreis enthalten waren.

 

Regie/Ausstattung: Marcus Lachmann

Dramaturgie: André Bastian

Schneiderei: Claudia Müller

Mit: Sabine Hollweck, Gesche Picolin, Ulrike Volkers, Steffen Böye, Carl-Herbert Braun, Joachim Kaiser, Thilo Prothmann und Ralf Stech

 

Premiere am 18. Oktober 2003

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