Spaß – Ernst genommen!
Ein Programm zum 100. Geburtstag von Werner Finck von und mit Jörg Schade
Er war einer der profiliertesten deutschen Kabarettisten, Schauspieler und Autoren – und der einzige, der unter der Nazidiktatur noch politisches Kabarett machte, als andere längst nur noch Kabarett machten. Auch nach den überstandenen Nazijahren diente seine Narrenkappe der Zersetzung der Humorlosigkeit im öffentlichen Leben und war für ihn immer nur eine tarnende Hutbekleidung. Als »Eulenspiegel seiner Zeit« und »politischer Conferencier« nahm er die Sprache beim Wort und eckte an – mit seinen beziehungsvoll gestotterten Halbsätzen und Andeutungen, vor allem aber auch der vielsagenden Pausen wegen...!
Der Berliner Kritiker Friedrich Luft schrieb 1978 in seinem Nachruf über Finck: »Er bewies, als es lebensgefährlich war, den Mut einer fröhlichen Freiheitlichkeit. Seine beste Zeit war (paradoxerweise) die, die für ihn die schwerste war. Witz als Widerstand.«
Für die Katakombe war die Zeit der raffinierten Andeutung gekommen. Man brauchte nur mit einem kleinen Hämmerchen an ein kleines Glöckchen zu schlagen, schon übertrug sich das wie das Läuten einer Sturmglocke. Die Angst im Publikum, die sich immer wieder im Lachen befreite, trug die Stimmung des abends – und mir eine Verwarnung nach der anderen ein. Die Spitzel wußten immer genau, was sie mitzuschreiben hatten.
Sie waren sehr hellhörig und begriffen schnell. Immer, wenn besonders schallend gelacht oder stürmisch applaudiert wurde, wußten sie sofort: »Aha, da war was!« Einmal fragte ich einen, der so unauffällig wie möglich mitschrieb: »Spreche ich zu schnell? Kommen sie mit? – Oder – muß ich mitkommen?«
Mit (großenteils unbekannten) Originaltexten und Chansons soll die Jahrhundertfigur Werner Finck an diesem Soloabend auf der Bühne lebendig werden.
Werner Finck (1902-1978) wurde in Görlitz geboren. Seine ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte er in Bunzlau: »Er kam zu spät, vergaß den Text, verhedderte sich im Vorhang, verlor die Hose...« (K. Köpernick) - und hatte mit unfreiwilliger Komik unverhofft Erfolg! 1929 gründete er die Kabarettbühne Die Katakombe in Berlin. 1934 bekam er Auftrittsverbot durch die Nazis und wurde in das KZ Esterwegen eingewiesen. Nach seiner Entlassung – »Ich bin der Finck – leicht gedrosselt« - und vor der drohenden zweiten Verhaftung meldete er sich 1938 als Freiwilliger zur Wehrmacht. 1948 gründete er das Kabarett Die Mausefalle in Stuttgart. 1978 verstarb Finck in München.
Regie: Enrico Urbanek
Ausstattung: Jörg Schade
Premiere am 17. Oktober 2002